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Ostfriesentee (Info)
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die Zutaten:
Info
 Von Monika Kovacsics
die Zubereitung:

Von morgens nach dem Aufstehen bis vor dem Schlafengehen trinken Ostfriesen ihr Nationalgetränk Ostfriesentee - und das seit Jahrhunderten. Nachweislich wurde der erste Tee im Jahre 1610 nach Europa geliefert. Die niederländisch-ostindische Kompanie brachte ihn auf ihren Schiffen aus Japan mit. In Ostfriesland setzte sich das anregende Getränk durch. Das Besondere: Die Mischung, und somit der Geschmack des Ostfriesentees, muss jedes Jahr neu erarbeitet werden. Dabei gelten strenge Regeln dafür, ob ein Tee überhaupt als "Echter Ostfriesentee" bezeichnet werden darf.

_Norddeutsche Spezialmischung_

Ostfriesentee ist eine spezielle Teemischung aus der Region Ostfriesland im Nordwesten Deutschlands. Die Mischung besteht aus verschiedenen Schwarzteesorten. Dabei handelt es sich vor allem um Teesorten aus dem Anbaugebiet Assam in Indien. Es kommen aber auch Ceylon-, Java- und Darjeelingsorten zum Einsatz. Zwischen 10 und 20 unterschiedliche Teesorten werden ausgesucht und zusammengemischt. Der echte Ostfriesentee zeichnet sich durch eine kupferrotbraune Farbe und einen kräftigen, aromatischen Geschmack aus.

_Wie der Tee nach Ostfriesland kam_

Die regelmässigen Teelieferungen nach Holland sind seit 1635 bekannt. Tee galt damals als sehr kostbar und wurde teuer gehandelt. Damals fuhren die ostfriesischen Schiffer im Auftrag der Holländer und kamen daher günstiger an den wertvollen Tee heran. Ein Strandgutbericht aus dem Jahre 1694 vermerkt, dass vor der ostfriesischen Küste ein Schiff in Seenot geraten war. Es strandete zwischen Baltrum und Langeoog auf einem Sandriff. Bei der Bergung des Strandgutes nahmen Fischer eine Kiste Tee mit nach Hause. Es begann jene Zeit, in der das bislang am meisten getrunkene Getränk, nämlich Bier, nach und nach verdrängt wurde. In Ostfriesland setzte sich der anregende Tee durch.

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts galt Tee in erster Linie als Genussmittel, wurde später auch als Medizin geschätzt. Die Ärzte und Apotheker in Ostfriesland wussten von der sowohl anregenden, als auch wohltuenden Wirkung des Getränks.

_Zubereitung nach genauen Vorgaben_

Für die Zubereitung des Tees gibt es ganz genaue Regeln. Als Erstes wird frisches Wasser zum Kochen gebracht. Die Teekanne wird mit etwas kochendem Wasser ausgespült. In diese vorgewärmte Kanne wird pro Person ein Teelöffel Ostfriesentee gegeben und zuerst nur wenig kochendes Wasser darüber gegossen. Nun muss der Tee ziehen, damit die wertvollen Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Aromen freigesetzt werden. Dazu muss die Teekanne heiss gehalten werden, am besten auf einem Stövchen.

Je nach Geschmack und gewünschter Wirkung lässt man den Tee drei bis sechs Minuten ziehen. Wenn er kurz zieht, wirkt er anregend, zieht er länger, hat er eine beruhigende Wirkung. Jetzt wird die gesamte Teekanne mit kochendem Wasser aufgegossen.

_Ostfriesische Teezeremonie_

Für den echten ostfriesischen Teegenuss wird nun je nach Geschmack weisser Kandiszucker, der sogenannten Kluntje, in eine möglichst dünnwandige Tasse gegeben. Darauf wird der Tee gegossen. Dass der Tee noch heiss genug war, erkennt man am Knacken der Kluntje. Nun einen Teelöffel mit frischer, ungeschlagener Sahne vorsichtig am Rand der Tasse hineingleiten lassen. Jetzt steigen die Sahnewoelkchen aus dem Tassengrund auf, und der Tee ist fertig zum Genuss.

_Echte Geniesser rühren nicht_

Der Tee bietet drei unterschiedliche Geschmackserlebnisse: Zunächst gibt es das kräftig aromatische, bittere Aroma des Schwarztees, dann das Liebliche des Rahms und schliesslich das Süssliche vom Kluntje. Damit der Genuss der drei Phasen getrennt voneinander möglich ist, verzichten die Ostfriesen bewusst auf das Umrühren des Tees. Entscheidend ist natürlich das Aroma der Teemischung. Entspricht es nicht den geschmacklichen Vorstellungen des ostfriesischen Teetrinkers, kann es vorkommen, dass er den Tee wieder einpackt und an den Teemischer zurückschickt.

Erst wenn jemand keinen Tee mehr möchte, kommt der Löffel zum Einsatz: Wird er in die Tasse gestellt, signalisiert dies das Ende der Teezeremonie, und es wird nicht mehr nachgegossen.

_Ostfriesisches Wasser für den Originalgeschmack_

Beim echten Ostfriesentee spielt auch das Wasser eine Rolle. Einst hatten die Ostfriesen Grundwasser aus dem Moor oder aufgefangenes Regenwasser zum Teekochen verwendet. Es soll auch heute noch Ostfriesen geben, die einen Kanister Wasser aus Ostfriesland mitnehmen, wenn sie auf Reisen gehen, um damit in der Ferne ihren echten Ostfriesentee zu kochen, der dann so schmeckt wie zu Hause.

_Geschuetzte Bezeichnung_

In Ostfriesland gibt es mehrere kleine und drei grosse Teemischer, die "Echten Ostfriesentee" herstellen. Sie bieten jeweils mehrere Mischungen an, die sie vor allem in der eigenen Region unter ihrem Namen vertreiben. Die grossen Hersteller vertreiben ihre Marken zum Teil auch bundesweit. Alle Mischungen aus Ostfriesland haben den typisch herben und kräftigen Geschmack. Nur Tee, der in Ostfriesland gemischt worden ist, darf als "Echter Ostfriesentee" bezeichnet werden. Es handelt sich um eine geschützte Ursprungsbezeichnung. Ansonsten muss es "ostfriesische Mischung" heissen.

_Das Handwerk des Teemischens_

Der Geschmack des Ostfriesentees muss jedes Jahr neu erarbeitet werden. Im Mai und Juni ist Teeernte. Dann ist für die Teemischer in Ostfriesland Hochbetrieb. Jeden Tag erhalten sie hunderte von Teemustern aus Fernost. Diese stammen aus ganz unterschiedlichen Plantagen und Teegärten. Die Teesorten unterscheiden sich im Aussehen, im Geruch und im Geschmack, je nach Anbaugebiet, Erntezeit oder Sorte.

Der Teemischer prüft und verkostet jede einzelne Probe. Das können bis zu 400 am Tag sein. Blitzschnell entscheidet er, ob ein Teemuster für die ostfriesische Mischung infrage kommt, und bestellt dann die entsprechenden Mengen bei den Herstellern. Wenn eine Probemischung zusagt, wird das Mischungsverhältnis auf grosse Mengen übertragen und in grossen Trommeln zusammengemischt und abgefüllt. Zwischen 10 und 20, sogar bis zu 30 verschiedene Teesorten können in einer Mischung stecken.

Sollte der Teemischer einmal danebengreifen und aus irgendeinem Grund den typisch ostfriesischen Geschmack verfehlen, dann kennen die Ostfriesen kein Pardon: Tee, der das traditionelle Aroma nicht hat, wird an den Hersteller zurückgeschickt. Doch das kommt selten vor. Die Teemischer kennen den Geschmack ihrer Kunden ganz genau.

_Links_

Chinesischer Drachenbrunnentee

Biotee aus Sri Lanka

Tea Time im Trend

Würzen mit Tee

* http://www. Teemuseum. De/ Ostfriesisches Teemuseum Norden mit Museum für Volkskunde Norden

* http://www. Teebuch. De/ Internetseite mit zahlreichen Informationen rund um das Thema Tee, zum Beispiel zu den verschiedenen Sorten, Teezeremonien und zur wirtschaftlichen Bedeutung des Tees

_Buchtipp_

* Johann Haddinga

Das Buch vom ostfriesischen Tee Schuster, 1986

Preis: 15, 50 Euro


Anmerkungen zum Rezept:
keine